Citroën Survolt
Der böse Bruder des Citroën Revolte
Citroën Survolt gibt einen bis zu 260 km/h schnellen Vorgeschmack auf die Elektromobilität. Die Batteriepacks mit jeweils 31 kWh nutzbarer Kapazität sollen eine halbe Stunde auf der Rundstrecke durchhalten.
Tempo 260 sind möglich
So drehte man beim Citroën Survolt den traditionellen Konstruktionsspieß herum und ließ zunächst Designer eine Studie entwerfen, bevor Ingenieure diese mit funktionsfähiger Technik füllten. Und was für welcher: Gitterrohrrahmen, Karbonkarosserie, Kuppelscheibe aus Plexiglas sowie einem umfassenden Aerodynamik-Paket. Heraus kommt ein 1.150 Kilogramm leichtes Unikat mit Rundstrecken-Kompetenz. Citroën verspricht eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h, Tempo 225 sei man mit dem Elektro-Sportler bereits gefahren.
107 Lithium-Ionen-Zellen versorgen die beiden Motoren des Citroën
Rund eine halbe Stunde sollen die beiden Batteriepacks des Citroën Survolt mit jeweils 31 kWh nutzbarer Kapazität beim Toben auf der Rundstrecke durchhalten, bevor der knackig proportionierte Survolt ans Ladekabel muss. Dort, wo beim klassischen Mittelmotor-Sportwagen unter der Airbox Drosselklappen schnappen, Ventile tickern und Kolben sausen, stecken beim Citroën Survolt Leistungselektronik und das rückwärtige Akkupack (140 Kilogramm schwer).
Dessen Kollege residiert vor dem Fahrer, was insgesamt 107 einzeln temperaturkontrollierte Lithium-Ionen-Zellen ergibt. Sie versorgen die beiden neben den Hinterrädern angebrachten Elektromotoren mit umgerechnet 300 PS. Pelletierelemente - ihrerseits wassergekühlt - kümmern sich um die notwendige Wohlfühltemperatur der Zellen. Im Gegensatz zu Tesla, Mini und anderen verwendet Citroën im Survolt keine handelsüblichen Laptopbatterien vom Typ 18650, sondern spezielle Konstruktionen eines Zulieferers.
Citroën Survolt als rollendes Laboratorium
Speziell gerät auch der Einstieg in den Citroën Survolt zwischen der nach oben schwenkenden Karbontür und den Rohren des Käfigs. Einmal in die Rennschale eingeklinkt, genießt der Pilot passgenaue Ergonomie - sofern die eigene der von Vanina Ickx entspricht. Das Einzelstück ist der Entwicklungsfahrerin buchstäblich auf den filigranen Leib geschneidert. Füllige müssen draußen bleiben, Langbeinige können sich mit den Knien die Ohren zuhalten. Sie verpassen etwas, denn der Citroën Survolt liefert eine heftige Geräuschkulisse.
Bei fünfstelligen Drehzahlen erinnert sie an einen maximal beschleunigten groben Zahnarztbohrer, der sich einem Nerv nähert. Und die Truppe um Projektleiter Bertrand Dantec hat beim Survolt mindestens so vehement beschleunigt wie der Elektro-Flitzer selbst. Im Frühjahr 2009 stand das Designmodell in Genf, erst danach fiel die Entscheidung zur Realisation. So ist es verständlich, dass Dantec den Citroën Survolt noch immer als rollendes Laboratorium bezeichnet.
Ziel sind 412 PS für den Citroën Survolt
Ein extrem cooles angesichts des Karboncockpits mit dem Hörnchen-Lenkrad samt dem darin enthaltenen Display für Pedalstellung, Lenkwinkel, Tempo, Drehmoment, Temperatur und Ladezustand ausgewählter Batteriezellen sowie einer Wippe, die den Rückwärtsgang befehligt. In diesem könnte der Survolt theoretisch so schnell fahren wie vorwärts. Praktisch hilft dem Piloten eine Traktionskontrolle, damit das hohe Drehmoment ihn nicht gleich herumdreht. Danach geht es mit dem Ein-Gang-Getriebe heftig weiter vorwärts, bis bei Bedarf Rekuperation plus Brembo-Rennbremsen die Fuhre wieder stoppen. Für die Zukunft verspricht Dantec im Citroën Survolt noch mehr Abtrieb und kräftigere Bremsen. Immerhin sollen irgendwann bis zu 412 PS über die Hinterräder herfallen.
Mal sehen, ob dann noch etwas von dem Plan übrig bleibt, den Citroën Survolt als Genremix aus Motorsport-Basis mit femininen Elementen zu platzieren. Repräsentiert die Studie Citroën Revolte vor allem optische Finesse, soll der Survolt als böser Bruder ernsthaft rennen können, selbst wenn er mit seinem Chromgrill und den LED-Scheinwerfern eine DNA-Brücke zum Revolte schlägt. Hauptsache kein austauschbares Kleinwagen-Gesicht à la C-Zero.
Quelle: auto-motor-sport.de
Autor: Jörn Thomas